Goldman spannt die Fed vor den eigenen Karren
Nein, die Welt wartete gespannt auf ein neues Quantitative Easing der Federal Reserve. Frisches Geld muss in den Markt, das soll die Zinsen niedrig halten. Besonders fleißig trommelte Goldman Sachs für ein Mega-Hilfsprogramm. Nicht ganz uneigennützig, wie sich herausstellte.
Die Analysten der Wall-Street-Ikone posaunten es im Oktober in die Welt hinaus: Die Fed werde bis zu 2 Billionen Dollar in den Markt pumpen. Noch Anfang August hatte der Goldman-Chefökonom Jan Hatzius eine Kaufsumme von insgesamt 1000 Milliarden Dollar vorhergesagt. Während die Welt rätselte, ob die Fed überhaupt große Mengen an neuem Kapital bereitstellt, war dies also ein ziemlich wagemutiger Vorstoß.
Doch die Bank hat die Angst der Anleger vor einer Geldflut und einem anhaltenden Niedrigzins aus Eigennutz geschürt. Denn die Goldmänner haben eine eigene Unternehmensanleihe aufgelegt. Und die hat es in sich: Der Bond läuft über 50 Jahre, der Kupon liegt bei 6,125 Prozent und damit höher als bei US-Staatsanleihen - die 30-jährige Treasuries bieten gerade einmal vier Prozent. Die Stückelung lag bei niedrigen 25 Dollar. Kein Wunder, dass der Bond reißenden Absatz fand: Statt der geplanten 250 Millionen Dollar konnte das Geldhaus sogar 1,3 Milliarden Dollar einsammeln, vor allem Kleinanleger griffen zu.
Die bauernschlauen Banker haben sich damit wahrscheinlich genau am Zinstief günstig eingedeckt. Denn während die Bank noch vor der Geldflut und dem anhaltenden Niedrigzins warnt, ist der Zins für Zehnjahresanleihen von 2,36 Prozent Anfang Oktober auf mittlerweile 2,68 Prozent geklettert. Und sollte es doch schlimmer kommen in der US-Wirtschaft und die Zinsen stärker sinken, hat Goldman auch für diesen Fall im Kleingedruckten vorgesorgt. Frühestens in fünf Jahren kann die Bank die Papiere auch wieder einsammeln und zurückzahlen - und sich zu niedrigeren Zinsen neu refinanzieren.
Ich halte eine 50jährige Anleihe übrigens für keine gute Idee – da ist eine Menge Vertrauen in die emittierende Bank gefragt. Und wie die Finanzkrise gerade gezeigt hat, verschwinden in diesen aufregenden Zeiten selbst bekannte Namen wie Bear Stearns oder Lehman Brothers ganz schnell von der Bildfläche.
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